Wissenswertes
die andere kleintierpraxis
Monika Roggo  Tierärztin Delsbergerallee 49   4053 Basel
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Was ist Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)? Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist eine Jahrtausend alte, erfolgreich angewandte Medizin aus der  östlichen Tradition. Gesundheit und   Krankheit wird in der TCM unter ganzheitlichen und energetischen  Gesichtspunkten betrachtet. Wichtige Grundlagen sind unter anderem die Lehre von Yin und Yang, die Lehre der 5 Wandlungsphasen /  Elemente, die Meridiane, die Organe (Zang-Fu), das QI und die Säfte.   Krankmachende Faktoren in der TCM (Pathologie) können Innere Faktoren, d.h. Emotionen oder Äussere  Faktoren, wie Wind, Kälte, Feuchtigkeit, Hitze oder Trockenheit sein. Ebenso wichtig als krankmachende Faktoren  sind falsche Ernährung, Stress oder Umweltbelastungen. Diese Faktoren sind aber nicht alleine an einer  Krankheit schuld, es braucht immer die Bereitschaft des Körpers, auf diese Einflüsse einzugehen.   Mit Hilfe der Diagnostik wird das momentane „Bild“ des Patienten erstellt und daraus kann abgeleitet werden,  was auf den Patienten zukommen wird. Dies ergibt die Möglichkeit der ganz individuellen Therapie und  Prophylaxe. Die Therapieformern der TCM sind vielfältig, die bei uns bekanntesten sind wohl die Akupunktur und  die Kräutermedizin. Dazu kommen die Moxibustion, die Diätetik, die Tuinamassage, QI Gong, Schröpfen und  andere Methoden.   In der Traditionellen Chinesischen Medizin steht der  Patient im Vordergrund, nicht die Krankheit. 
Geschichte der TCM Die Geschichte der TCM Die Anfänge der heutigen Chinesischen Medizin gehen in die Zeit  der grossen Philosophen um das 6.Jh v.Chr. zurück. Die Theorie der Fünf Wandlungsphasen, die Lehre des QI, Yin und Yang und das YI Jing sind im Daoismus und Konfuzianismus  zentrale Themen. Nach vielen kriegerischen Jahrhunderten vereinigte der Kaiser Shi Huang-di   im 2.Jh vor  Chr. die vielen Provinzen zum ersten grossen chinesische Reich. Er standartisierte Masse,  baute Strassen und Kanäle, errichtete eine Hauptstadt und institutionalisierte die damals  praktizierte Medizin. In der darauffolgenden Han Dynastie (206 v.Chr. – 220 n.Chr.) erfuhr die Medizin eine erste  Blütezeit. Aus dieser Zeit stammen vier klassische Werke (Klassiker des Gelben Kaisers,  Klassiker der Schwierigkeiten, das Buch der Kälteschäden und anderen Krankheiten, die  Materia Medica), die bis heute nicht an Gültigkeit verloren haben. In den Büchern von Sun Si-miao (581 – 682 n.Chr.) findet man die ersten  Abbildungen der Akupunktur-Leitbahnen. Seine Bücher über Akupunktur  und Kräutermedizin sind Grundlagen der modernen Medizinliteratur. Es  folgt die Zeit der Song-, Yuan- und Ming Dynastien (960 – 1643).  Medizinschulen werden gegründet, grosse Werke gehen aus dieser Zeit  hervor. 1644 übernahmen die Mandschu die Macht über China, die Zeit der Qing-Dynastie beginnt. Dem Grossen Reich stehen  neben den immer weiterreichenden Handelsbeziehungen auch wieder kriegerische Auseinandersetzungen  (Opiumkriege 1836-1842, 1856- 1860) bevor. Es wird sowohl Kritik an der Medizin wach, aber auch der „Export“ des  medizinischen Wissens nimmt seinen Anfang. Im Jahre 1911 wurde der letzte Qing-Kaiser gestürzt. In der neu  entstandenen von westlichen Ideologien geprägten Republik China wurde  die Traditionelle Chinesische Medizin beinahe ausgelöscht. Mao Ze-dong  setzte sich zum Ziel die „alte Medizin“ zu reformieren und modernisieren. Er  liess   Universitäten mit standartisierten Programmen aufbauen. Doch  während der Kulturrevolution (1966 – 1969) wurden die Schulen  geschlossen, die Ärzte zu Landarbeiten gezwungen und Bücher und  Kulturgüter zerstört. Das Gesundheitsystem erlitt einen Zusammenbruch,  woraufhin die Barfuss-Ärzte ausgebildet wurden. Heute wird in China die TCM wieder als Volks- und Staatsmedizin neben der modernen westlichen Medizin betrieben.
Laotse  6.Jh. v. Chr
Ming Grab, unrestauriert , 1368 - 1644
Tien An Men Platz 1992
Die TCM in der westlichen Welt Die Geschichte erzählt, dass Marco Polo nach seinem Aufenthalt in China  von der Akupunktur erzählt hat. Mit den jesuitischen Missionen und dem  Teehandel ab dem 16. Jh. gelangen verschiedene Berichte über die  interessante Medizin nach Europa. Erst als im frühen 20. Jh. der französische Konsul Souli de Morant mit den  ersten Übersetzungen der klassischen Werke der Chinesischen Medizin aus  China zurückkehrte, begann in Frankreich die Auseinandersetzung mit der  TCM. Zuerst wurden in den Schulen nur die Akupunktur gelehrt, später  wurde auch das Interesse an der Kräutermedizin wach. Heute wird die  Akupunktur von der WHO als wirksame Methode anerkannt. In der Bevölkerung stösst die Kräutertherapie immer mehr auf Interesse, dadurch erlebt auch unsere „alte“ biologische  Medizin einen neuen Aufschwung.
Marco Polo Brücke, Peking
Die Geschichte der Europäische Medizin Die Traditionelle Europäische Phytotherapie geht zurück auf die Zeit von Hippokrates und Aristoteles. Die erste Materia  Medica wurde von Pedianos Dioskurides im 1.Jh n.Chr. verfasst, die Aufarbeitung und Standartisierung der  medizinischen Schriften verdanken wir Galenos (131 – ca 200 n.Chr) einem griechischer Arzt in Diensten des römischen  Kaisers.   Seine Werke galten als Standartwerke und bildeten die Basis der Medizin bis ins 18.Jahrhundert. Im Zuge der Christianisierung Europas und im nachfolgenden Mittelalter geriet das medizinische Wissen in die Reihen  der Geistlichen und ihren Klöster. Vor allem die Benediktinermönche bemühten sich um die Verbreitung der  Arzneipflanzen. In der Landgüterverordnung „Capitulare de villis“ von Karl dem Grossen (um 800 n.Chr) sind neben 25 Obstbäumen auch 73 Kräuter aufgelistet, die in keinem Garten fehlen durften. Die Anlage der Klostergärten richtete sich nach einer  bestimmten Symbolik, die heute im Garten des Klosters St.Gallen besichtigt werden kann.   Die erste Medizinschule entwickelte sich im 10. Jh. aus dem Krankenhaus des Benediktinerklosters Monte Cassino in  Salerno. Die Grundlage der Medizin beruhte auf den Schriften Galens aus dem 2.Jh. und richteten sich ganz nach der  Lehre der Vier Säfte. Die Schule in Salerno erlebte seine Blütezeit im 12. Jh, Anfangs 19. Jh wurde sie aufgehoben. Während dem Mittelalter (600 – ca 16. Jh) lag das Wissen grösstenteils in den Händen der Geistlichen Welt. Dadurch war  die Medizin geprägt vom christlichen Gedankengut der Allmacht Gottes und damit auch der Schicksalsgläubigkeit. Zwei  weitere wichtige und prägende Persönlichkeiten waren Albertus Magnus (deutscher Theologe, Philosoph, Naturforscher  1193 -1280) und sein Schüler Thomas von Aquin (1225 – 1274). Beide waren dem Dominikanerorden verpflichtet. Ihre  grosse Bedeutung liegt unter anderem auch darin, dass sie neben den naturwissenschaftlichen Forschung die Lehre und  Philosophie von Aristoteles im Abendland verbreiteten und verteidigten und damit die Denkweise der Antike wieder  etwas aufleben liessen. Hildegard von Bingen (1098 – 1179) beschrieb in ihrer Visionstrilogie das Wirken der Dreifaltigkeit bei der Erschaffung  des Kosmos, in der Planung der Heilsgeschichte und der Erneuerung des Menschen. Für diese Trilogie brauchte sie bis  zur Fertigstellung etwa 25 Jahre. Mit der Physica bereicherte Hildegard von Bingen die Kräuterheilkunde mit einem recht  umfassenden Werk über die Anwendung von Pflanzen, Bäumen, Steine und auch Tieren. Während in Europa das Wissen aus der Antike zur Zeit des Mittelalters als heidnisch galt, entwickelte sich im arabischen  Raum die Medizintradition der Griechen und Römer weiter. Der Einfluss der indischen Tradition darf dabei nicht  vergessen werden. In seinem Werk „Canon Medicinae“ stellte der arabische Arzt Ibn Sina, genannt Avicenna (980 – 1037)  die gesamte arabisch-griechische Medizin systematisch dar. Seine Werke wurden neben denen von Hippokrates, Galen  und Dioskurides zu den Standartwerken der Medizin bis ins ausgehende 18. Jh gezählt. Gegen Ende des Mittelalters und durch die Erfindung des modernen Buchdruckes Mitte des 15. Jh. erlebte auch die  Botanik einen Aufschwung. Viele wichtige medizinisch – botanische Werke und Kräuterbücher wurden im 15./16.  Jahrhundert verfasst. Otto Brunfels (1488 – 1534) verfasste 1532 sein Werk    "New  Kreutterbuch von underscheidt, würckung und namen der Kreütter, so in Teutschen landen  wachsen ". Darin werden ca. 800 Pflanzenarten beschrieben. Hieronymus Bock (1494 – 1554)  schrieb 1539 sein „New Kreutterbuch“. 1551 erschien das Neue Kreutterbuch von Adam  Lonitzer (1527 – 1586). Pietro Andre Mattioli (1501 -1577) verschiedene Werke aus dem  Griechischen und Lateinischen, zum Beispiel das Werk von Pedianos Dioskurides aus dem 1.  Jahrhundert. Er selber verfasste mehrere Kräuterbücher. Es folgten viele andere. Viele haben noch heute grosse Wichtigkeit. Ein Meilenstein in der Botanik setzt Carl von Linné (23.5.1707 – 10.1.1778) mit der Einführung  der bis heute gültigen systematischen Nomenklatur für Pflanzen Eine wichtige Persönlichkeit war Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493 – 1541). Sein Leben war geprägt von Wanderschaft und Ablehnung seiner Lehre durch die damalige Ärzteschaft. Er war  mit seinem Gedankengut und seiner Medizin der Zeit voraus und blieb bis zu seinem Tod unverstanden. Erst 1585, 44  Jahre nach seinem Tod, beauftragte der Kölner Erzbischof Ernst von Bayern den Paracelisten Johann Huser die Werke von  Paracelsus zu veröffentlichen. Paracelsus stand an der Schwelle der Umkehr in der Medizin. Andreas Vesalius, (1514 - 1564) deutscher Arzt und  Anatom verfasste das erste Anatomiebuch. Er erwarb sich die Kentnisse des menschlischen Körpers durch Sektionen von  Leichen, was bis zu der Zeit noch verboten war.  Zwei wichtige Ärzte des 19. Jh waren Samuel Hahnemann (1755 – 1843) und Christop Wilhelm Hufeland (1762 – 1836).  Samuel Hahnemann gilt als der Gründervater der Homöopathie. Sein Freund und Kollege Christoph Hufeland war ganz  der traditionellen europäischen Medizin verpflichtet. Er war wohl der letzte bekannte Verfechter der Lehre der Vier Säfte. Ein Durchbruch in der Medizingeschichte war die Einführung von Hygienevorschriften durch den ungarisch-  österreichischen Arzt Ignaz Philipp Semmelweiss (1818 – 1865). Ende 19. Jh. / Anfangs 20. Jh. setzte sich mit der  Entdeckung der Mikrobiologie und Röntgenstrahlen und die wissenschaftliche Medizin endgültig durch Trotzdem ging die alte traditionelle Europäische Medizin nicht ganz verloren. Mit Persönlichkeiten wie  Sebastian Kneipp  (1821 - 1897) oder der Kräuter-Pfarrer Johann Küenzle (1857 – 1945) und vielen anderen wird bis heute versucht, die  Tradition aufrecht zu erhalten und mit neueren Erkenntnissen zu ergänzen.
P.Andrea Matthiolo 1678
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